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Stecci - Mittelalterliche Grabsteine als Spiegel reicher Kulturen Südosteuropas

Stecci - Mittelalterliche Grabsteine als Spiegel reicher Kulturen Südosteuropas

Über die geheimnisvollen „steinernden Schläfer“

Auf manchen Spazierwegen kann man sie sehen. Große, mysteriöse Steine, oft in rechteckiger Form mit naiven Verzierungen und Inschriften ragen aus Wiesen und Feldern empor, wie Denkmäler aus einer anderen Zeit. Was hat es mit ihnen auf sich, diesen geheimnisvollen, „steinernden Schläfern“, wie sie der Dichter Mak Dizdar treffend bezeichnete? Der Gedanke mit den Denkmälern ist nicht abwegig. Es handelt sich bei diesen behauenen Kalksteinen nämlich um monolithische mittelalterliche Grabsteine, die sogenannten Stecci (Singular Stecak), die hauptsächlich in Bosnien und Herzegowina, aber auch in Teilen Kroatiens, Montenegros und Serbiens zu bewundern sind. Im Jahr 2016 wurden sie aufgrund ihres „außerordentlich universellen Wertes“ als gemeinsames kulturelles Erbe dieser Länder in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Doch worin genau besteht dieser Wert?

Sie sind ein außergewöhnliches Zeugnis mittelalterlicher europäischer Grabkunst, das die verschiedenen kulturellen und spirituellen Einflüsse Südosteuropas zum Ausdruck bringt. In ihren reichen Verzierungen vermischen sich prähistorische, römische und frühmittelalterliche Einflüsse mit verschiedener christlicher Symbolik, aber auch lokalen Inschriften, die von enormer historischer Bedeutung sind. Die Stecci spiegeln die Menschen dieser Region mit ihrer kulturellen Vielfalt, verschiedenen Konfessionen und reichen Geschichte wieder und sind heute noch Gegenstand mündlicher Überlieferungen. Sie sind nicht als ethnisches Phänomen verstehen und so individuell wie die Menschen, die unter ihnen ruhen.

Gut-erhaltene-mittelalterliche-Grabsteine-mit-Verzierungen-und-Inschriften-auf-einem-alten-Friedhof-in-der-Abendsonne

Die Grabsteine treten in verschiedenen Formen und zwei Position auf - liegend oder stehend. Die wohl bekannteste und charakteristische Form ist der sogenannte Sljemenjak, der in der Erscheinung einem Haus gleicht. Weitere Formen sind Platten, Blöcke, Säulen und monumentale Kreuze. Ebenso vielseitig sind die zierenden Flachreliefs. Die Motive können rein dekorativ sein, aber auch einen symbolischen oder religiösen Charakter haben. Sehr häufig findet man geometrische Motive, menschliche Gestalten, Blumen, Mond und Sterne, aber auch Szenen aus dem Alltag, der Jagd oder von Ritterspielen vor. Schriftliche Verzierungen sind eher eine Seltenheit. Nur etwa 300 von mehr als 70.000 Grabsteinen sind mit Inschriften versehen, die für Historiker eine wertvolle und außergewöhnliche Quelle darstellen. Im Gegensatz zu den Motiven, die manchmal viel Raum für Interpretation lassen und in ihrer Bedeutung nicht immer klar sind, scheinen sich die Inschriften an den Betrachter zu wenden. Die Stecci „sprechen“.

"Und hier liegt Asta, die Tochter von Bogcin Zlousic, aber ich möchte hier nicht liegen. Wie gerne würde ich mit dir in der Abenddämmerung durch die Felder spazieren und dir den Kuss geben, den du verlangt, aber nicht bekommen hast. Auch wenn sich der Himmel öffnete, ich würde es weder bereuen noch mich schämen. Wanderer, berühre mir nicht den Stein. Sollen die, die ihn berühren, das tun, was ich nicht getan habe, da ich erst jetzt weiß, wie unerfüllte Zuwendung auf der Seele brennt. Im Jahr 1422, als sich die Glücklichen freuten und ich starb.“

Ein weiteres signifikantes Merkmal, das die Stecci vom Gesamtkorpus der mittelalterlichen Grabkunst Europas unterscheidet, ist die enorme Anzahl erhaltener Grabsteine. Schätzungsweise mehr als 70.000 Stecci befinden sich an über 3300 Nekropolen, die sich überwiegend an bedeutenden historischen Straßen formieren. Die ersten Stecci lassen sich auf die zweite Hälfe des 12. Jahrhunderts datieren. Ihre Blütezeit erlebten sie im 14. und 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert wurden sie immer seltener verwendet und ihre Herstellung schließlich eingestellt. Mehr als 4400 Stecci, verteilt auf über 400 Stätten, befinden sich im Gebiet des heutigen Kroatiens, um genauer zu sein in Dalmatien. Von insgesamt 28 Nekropolen aus allen vier Ländern, die zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden, können sie zwei bei Ihrem Kroatienurlaub bewundern: Velika und Mala Crljivica und der Friedhof der Kirche der Hl. Barbara.

Gut-erhaltener-mittelalterlicher-Grabstein-auf-einem-Feld-mit-Wasserbecken-in-der-Abendsonne

Die Nekropole Velika und Mala Crljivica befindet sich in Cista Velika, an der Landstraße, die zum Dorf Cista Provo führt. Sie eignet sich hervorragend als Ausflugsziel aus Split. Insgesamt 102 Stecci in allen Formen erstrecken sich über 200 Meter. 52 davon sind mit Motiven, wie z. B. Kreuzen, Sternen, Lilien, aber auch interessanten Tanz-, Jagd- und Tunierszenen dekoriert. Kyrillische Inschriften, die zum Teil noch erhalten sind, zieren zwei der Grabsteine. In Konavle, im südlichsten Teil Kroatiens, nahe bei Dubrovnik, liegt die Nekropole der Kirche der Hl. Barbara. Sie ist umzäunt von einer alten Steinmauer. Einst führte an ihr eine Straße in Richtung Herzegowina vorbei. Die Stätte umfasst insgesamt 102 Grabsteine, unter denen Blöcke und Platten besonders häufig vertreten sind. Beliebte Motive sind z. B. Bogen und Pfeil, Kreuze, Traubenranken und Rosetten. Keiner der Grabsteine trägt eine Inschrift.

Hat dieser Artikel Ihnen die mysteriöse Welt der Stecci etwas eröffnet und Ihr Interesse geweckt? Dann planen Sie für Ihren Urlaub in einer unserer Villen in Dalmatien einen Tagesausflug zu den Stecci und wandern Sie auf den Pfaden der Geschichte. „Das sind nur Erinnerungen an jene Zeit, als jedes Körnchen Sand ein großer Stein war und sich auch als solcher riesig, undurchdringlich, regungslos und unvergänglich fühlte. Und heute ist es auch so. Das Herz des Steins bleibt gleich, egal wie groß der Stein ist“, schrieb Nenad Tanovic über die Stecci. Vielleicht werden ja auch Sie im Sand die Stimmen einer längst vergangenen Zeit hören...


Maja Kovacevic

8.8.2022
 
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